Nun offiziell

Ich hab´s hier ja noch gar nicht erwähnt: wir gehen Ende März wieder zurück nach Deutschland- also sozusagen in weniger als 3 Wochen!

Es gab die Möglichkeit, im Norden Vietnams noch ein weiteres Projekt zu starten und somit nochmal 2 (oder 3) Jahre zu bleiben. Natürlich ist es einerseits verlockend, weil wir mittlerweile doch ganz gut "angekommen" sind. Ronald könnte jetzt mit seinen Sprachkenntnissen und seiner Erfahrung noch mehr bewegen. Aber im Moment ist es uns wichtiger, mit unseren Lütten bei unseren Familien zu sein *wink*. Auch aus Kumja-Sicht ist Deutschland erstmal der bessere Standort.

Je näher die Abreise rückt, desto mehr drängen sich die positiven Seiten des Lebens hier in den Vordergrund.

Die fiese Hitze des letzten Jahres hat sich bisher noch nicht eingestellt. So kann man es natürlich gut aushalten.
Das Klima bringt es mit sich, wie in wohl jedem anderen warmen Land auch, daß das Leben zum großen Teil auf der Strasse stattfindet. Draussen oder Drinnen macht keinen großen Unterschied. Es gibt automatisch mehr Kontakt unter den Leuten. In Deutschland muß man sich den Großteil des Jahres einfach im Haus einmummeln und staunt dann an schönen Sommertagen nicht schlecht, wie viele Menschen es da draussen doch gibt ;)
Was mich anfangs stark irritiert hat, die ganz andere Wahrnehmung von Privatsphäre und Distanz, finde ich jetzt meist ganz OK. Schnell wird einem mal die Hand auf die Schulter gelegt, der Arm gestreichelt, ganz zu schweigen vom Baby-Backe-Kneifen und Drängeln in Warteschlangen (Wartehaufen eher)....

Die riesige Marktauswahl an frischem Obst und Gemüse werde ich vermissen. Dagegen ist Edeka einfach nur erbärmlich.

Deutscher Kaffee muß sich im Vergleich zum hiesigen allerdings auch verstecken. Das Trinken mit süßer Milch und Eis ist natürlich Geschmacksache und klimatisch bedingt, aber... Von so vielen leckeren Geschmacksrichtungen wie hier kann man in Deutschland nur träumen. Anfangs ist es mir nicht aufgefallen, aber jetzt bin ich mir sicher, könnte ich direkt zuordnen von welchem Kaffeestand auf der Strasse oder Kaffeegarten der Ca Phe sua da (Milchkaffee mit Eis) kommt (immer eine unverwechselbare Kombination aus Kondensmilch und Kaffeesorte). Kaffeetrinken ist hier außerdem wirklich ein Stück Kultur. In den Kaffeegärten haben sich Kreative so richtig ausgelassen und dort alles an Gestaltung reingepackt was im Durchschnitts-Wohnhaus fehlt ;)

Der Strassenverkehr ist zwar richtig gefährlich, macht dafür aber auch richtig Spaß. Jeder fährt wie er will und niemand nimmt dem anderen was übel. Man schwimmt einfach so mit. Das abzulegen wird erstmal eine Umstellung sein. Ich seh schon wieder die vergnazten Hobbyaufseher hinter´m Lenkrad, die mit Hupe und tötendem Blick Verkehrsrowdies umerziehen wollen (die sich vielleicht erdreisten, mal auf der Strasse zu wenden und anderen Autofahrern so kostbare 10 Sekunden ihrer Zeit stehlen...).

Der große "Standortvorteil" für viele Langzeittouristen und Lebensabend-Verbringer hier, nämlich daß alles sooo billig ist, schmilzt merklich dahin. Die Preise haben die letzten 2 Jahre ganz schön angezogen.

Es gibt aber auch eine lange Liste mit Dingen, auf die ich mich in Deutschland freue.

Zuerst mal endlich wieder gemütlich/wohnlich eingerichtete Häuser und Wohnungen. Ich hab mich mit der Zeit ja fast an die üble Neonröhren-Atmosphäre gewöhnt- aber nur fast. Ich staune immernoch regelmäßig, wie krankenhausflurartig sich auch die wohlhabensten Vietnamesen hier einrichten... Mit dem Mopet kann man direkt ins Wohnzimmer, an den dunklen Wurzelholzmöbeln vorbei, vor das Kulturzentrum des Hauses - den Fernseher - fahren *brrr*

Im Moment wieder ganz akut: die Mückenparanoia. Wenn ich mehr als 10 Sekunden an einem Ort stehe, fange ich schon unweigerlich an unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten und das Umfeld nach anrückenden Mücken zu scannen. Meine Füße sind sowas wie die Partymeile für die Biester. Neulich ist doch tatsächlich (wirklich!) eine Mücke *weggelaufen*, weil sie vor lauter Blut nicht mehr fliegen konnte (sie hat es aber trotzdem nicht mehr geschafft). Aber jetzt mal Spaß beiseite: ich bin in der Tat froh, daß die Kinder nicht mehr Gefahr laufen, Dengue-Fieber zu kriegen. Das ist ein reales Risiko (Ronald und ich hat es ja letztes Jahr schon einmal erwischt) und für Kinder wirklich gefährlich.

Ach ja, und endlich wieder lange Spaziergänge machen. Durch den Wald, über Felder, einfach so, frische Luft atmen. Eine Sache, die es in Vietnam einfach nicht gibt. Neulich hab ich ein Foto von einem hier üblichen Verkehrsschild gemacht, dieses hier, ein total deplatziertes Sinnbild der deutschen "Wanderlust" (ein Ausdruck, den es übrigens auch im englischen gibt, für Fernweh...). Schön dabei wird auch sein, nicht ständig zerschundene Füße zu haben. Das sockenlose Flip-Flop-Tragen schlaucht doch sehr, zusammen mit dem Mückenthema entwickelt sich fast ein Fußtrauma *g*.

Last, not least kann die Familie auch mal ein oder zwei Kinder nehmen, Laura kann mal ein Wochenende zu Omas und Opas :) Das ist uns wirklich viel wert.

Mir würde wahrscheinlich noch mehr einfallen, aber bevor ich am Ende womöglich garnicht mehr zum Posten komme, belasse ich es mal bei dieser subjektiven, leicht pauschalisierten Aneinanderreihung.

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