Kleinkinderschulen...

Da habe ich heute mit Sang als Übersetzerin die zweite "Kindertagesstätte" besucht. Ebenfalls empfohlen als gute Einrichtung. Ein großes, 5-stöckiges Haus voller Gruppen mit jeweils um die 15 Kindern und meist 2 Betreuerinnen. Alles sehr sauber, gut ausgestattet. Ganz oben war der Raum für die 1 bis fast 2 Jährigen. Ich habe ja nicht schlecht gestaunt, als wir (allerdings nach Vorwarnung) in den Raum kommen und alle fast 20 Kinder jeweils ruhig auf einem kleinen Stuhl sitzen und uns Besucher mit großen Augen angucken. Die 3 Betreuerinnen fütterten sich derweil durch die Kinderschar... Unglaublich! In dem Alter die Kinder tatsächlich dazu zu bringen, minuten- und wahrscheinlich stundenlang (bis alle gegessen haben) auf einem Stuhl zu sitzen. Das heißt dann in der Fachsprache "lernen". Der ständige Ausdruck in allen Gesprächen. Die Kinder sind gut aufgehoben, denn sie lernen sehr viel. Ich kann mir nicht helfen, die Kinder sahen einfach nur eingeschüchtert, verunsichert und traurig aus... Laura war davon auch relativ beeindruckt, ist dann aber wie gewohnt losgelaufen und -gekrabbelt. Ich möchte eigentlich gar nicht wissen, was abgeht, wenn sie sich wie alle anderen auch auf einen Stuhl setzen soll.... Als ein Kind nach 1 oder 2 Minuten anfing zu jammern, erklärte mir die Chefin (?) mit der wir durch Haus gingen, daß das an uns liegt und das der Kleine jetzt Angst hat. Darum sollten weder Eltern noch Besucher hier sein... Da fragt man sich schon, was der Kleine da jetzt wertvolles für´s Leben gelernt hat.

Ach so, und eine Eingewöhnungsphase mit Begleitung der Eltern/Mutter gibt es nicht für die Lütten. Weil sie dann angeblich nämlich weinen, wenn die Mutter dabei ist. Lieber den harten Schritt tun und sie die ersten Tage richtig heulen lassen, das muß so sein. Da soll ich mir keine Sorgen machen. Als einzigen Kompromiss wären sie dazu bereit, 3 bis 4 Tage nur halbtags zu betreuen, dann muß aber das volle Programm her.

Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein: ich bin nicht gerade begeistert von der Einrichtung.

Die erste Gruppe war da doch schon besser. Ein kleineres Haus, Parterre 2 Gruppen, nur 3 Kinder mit 1 Betreuungsperson bei der Gruppe in Lauras Alter. Wenn ich es richtig verstanden habe (was hier durchaus immer fraglich ist), könnte ich die erste Zeit auch dabei sein, damit sich Laura an alles gewöhnt, halbtags wäre anfangs auch OK. Aber auch hier der gleiche Grundtenor: auch Kleinstkinder sollen Gehorsam lernen. Keine Ermutigung zu irgendwas, was in Richtung Selbstständigkeit geht. Spielzeug, obwohl massig vorhanden, lag in beiden Einrichtungen fast nur in der Gegend rum. Gelehrt wird: brav essen, brav auf´s Töpfchen gehen (ich glaube ja, bei 1-Jährigen können Erfolge nur Zufallstreffer sein), schön stillsitzen. Ich finde, vielen Vietnamesen merkt man diese Erziehung noch deutlich an.

Ich möchte jetzt ja auch nicht übermässig gehässig klingen, aber das geht mir einfach alles gegen den Strich. Dabei möchte ich gern, daß Laura mit Gleichaltrigen spielen kann, daran hat sie richtig Spaß. Und natürlich frage ich mich auch manchmal, ob etwas mehr "Erziehung" denn nicht angebracht wäre. Es ist eben manchmal etwas anstrengend mit Laura, weil sie so aktiv und neugierig ist (und ich im Vergleich so eine ruhige, bequeme Person *g*), da kollidieren schonmal die Interessen und Bedürfnisse. Und ich brauche einfach etwas Zeit für mich und für andere Aktivitäten, um ausgeglichen zu sein (vielleicht gibt es ja Mütter, denen das nicht so geht...).
Aber nach allem was ich hier gesehen habe, habe ich Laura dann doch lieber zu Hause. Wir können immernoch versuchen, selber eine kleine Gruppe aufzubauen, vielleicht eine Betreuerin zu suchen, die unsere Auffassungen teilt...

Also, das Thema wird uns noch lange begleiten.

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